Breadhunter's News
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Kritik Teil I.: Positive Verblödung oder warum nur aus reflektierter Kritik echte Innovation entstehen kann
Podcast über die positive Verblödung und das wegwischen aller Kritik vom September 2018.
Ich glaube wir haben im Rahmen dieser ganzen "think positive" Welle, die aus den USA zu uns rüber geschwappt ist vor ca. 5 Jahren, vergessen, dass Kritik und Fehler dazu da sind um daraus zu lernen. Leider habe ich immer mehr den Eindruck die letzten Jahre, dass die Fehleranalyse auf der Strecke bleibt, da diese mit negativen Gedanken gleichgesetzt oder so verstanden wird.
Wie wollen wir denn neues, innovatives schaffen, wenn wir die Ursachen für die Probleme oder das Scheitern nicht verstehen, weil wir uns nicht damit tiefergehend befassen? Ja, es ist mittlerweile zu einem Trend und Mantra geworden, jede Kritik zu verteufeln, da man nur noch positiv denken soll und nach vorne schauen, zumindest kommt das oft in den ganzen Social Media Blogs und Video Messages so rüber oder in Werbung oder Employer Branding Maßnahmen. Kritiker sind wie "Hater" und verderben einem die Party Stimmung, den Tanz des rosaroten Einhorns auf dem Regenbogen, weswegen sie nicht eingeladen sind, weil wir wollen ja alle immer nur mit positivem Beispiel voran gehen und nicht in unserer Blase gestört werden. Hier ein schönes Video dazu und die meint das jetzt echt ernst, lol :
https://bit.ly/2QWApaP
Wer sich mit negativer Kritik zu sehr befasst, um daraus zu lernen oder die Ursachen zu analysieren ist nicht Lösungsorientiert, weswegen man schneller zur Tagesodnung über geht und Lösungen sucht. Ich glaube diese Analysefähigkeit geht gerade etwas verloren, da es nicht IN ist, die Ursachen negativer Folgen zu erkennen und es einen ja auch nicht weiter bringt, wie die weit verbreitete Meinung dazu ist. Von Konsequenzen für die Verantwortlichen rede ich erst gar nicht, weil die stehlen sich gerne still und heimlich davon oder benennen gemeinsam einen Sündenbock für die Masse. (Am Fall Maasen sehen wir das gerade schön in Deutschland.)
Klar sind Lösungen wichtig, aber wir brauchen echte, nachhaltige Lösungen, die etwas bewegen und akademischer Kritik stand halten anstatt nur halbherzige Lösungen, die die nächsten Probleme verursachen, da sie nicht zu Ende gedacht und nicht erprobt sind. Stattdessen sind wir getriebene im "positive thinking"- Rausch, die eigentlich keine Ahnung haben, aber zwanghaft etwas positives schaffen wollen, um bloß kein negatives "Hater-Image" angehängt zu bekommen.
Für mich gewinnt immer noch derjenige mit den besten Argumenten und dem breitesten Blick auf eine Sache, also auch Diversität und eben mindestens die 2 Seiten der Münze betrachtend. Dieser Diskussion verschließen wir uns jedoch, indem wir sie als negative Kritik ab tun, weil wir ja alle positiv denken wollen, sollen...in die gleiche Richtung.
Gehen wir also wieder einen Schritt zurück und reißen erst das alte Haus völlig ab, ehe wir ein Neues auf morsche Balken bauen und manchmal muss man eben auch noch davor tiefer graben, um den Sumpf erst trocken zu legen, auch wenn das unbequeme Arbeit ist, die unter Umständen noch mehr Mist an die Oberfläche befördert, aber sicherlich tiefen-reinigend und nachhaltig für zukünftige Generationen und unser generelles Zusammenleben als Gesellschaft.
Ich bin also für eine Streitkultur, wo gravierende Fehler sichtbar gemacht werden und wir es eigentlich aufgrund unserer Erfahrungen besser wissen, wie es geht. Konsequenzen für die Verursacher wirken abschreckend, wenigstens ein bisschen vielleicht. Harmonie ist schön, aber muss von innen heraus entstehen und nicht von "Oben" herab aus Machterhalt und Brainwashing Intention verordnet werden. Klar sind unkritische Bürger und Mitarbeiter besser zu handhaben, aber die sind dann meistens Braindead und machen Dienst nach Vorschrift. ;-)
Ich schreibe das hier, weil ich natürlich seit Jahren diese ganzen Think Positive Videos und Seminar kenne und es mich wundert, dass wir zB nirgendwo auf Youtube Videos zu "Think negative" oder "deep analythics of problems" finden. Ich glaube das wäre ein Thema für eine Doktorarbeit, wieso das so ist. Die Antwort lautet vermutlich, weil die Kids der 68er nicht gelernt haben zu kämpfen und Harmonie mit Allen, sowie keine Konsequenzen / Sanktionen wollen. Kuschlen auf Wolke 7 und dabei ein Konsumgetriebener-Roboter-Arbeiter-ohne-Hirn sein, das scheint mir das neue, erstrebenswerte Weltbild zu sein, das man sich für uns ausgedacht hat.
Einen guten Abend :-) aus Wien.